Amiga im Streik

  • AMIGA in Streik



    Ein kompletter Amiga 2000 ist in den Streik getreten!

    Wie es dazu kam, wer das Verschulden hat und die genauen Lottozahlen vom nächsten Samstag, erfahren Sie in diesem Bericht!

    In einer hastig anberaumten Pressekonferenz zwischen zwei Taktzyklen meint der 68000er-Prozessor, dass seine Mitarbeiter den Eindruck haben, sowieso nur bis zum Letzten ausgebeutet zu werden, und dass das Netzteil die Stromzufuhr unterbricht, wenn nicht innerhalb von 42 Tagen auf die Forderungen eingegangen wird.
    In einer gemeinsamen Erklärung protestierten die Vereinigten Langwörter von der AMIGA-Rnosc, einer Gewerkschaft unter Führung von Lech AMIGA, dass der 16-bit-Bus zu eng sei und dass die Blitter- und Copper- Abteilungen immer im Weg stünden und den Verkehrsfluss verzögerten.
    Sie haben sich im Chip-RAM verschanzt und einen Spannungs- Hungerstreik begonnen. Einige müssen vom GARRY-Hospital ärztlich betreut werden, doch sie wollen ihre Forderung nach einem 32-Bit-Datenbus ohne Time-Sharing nicht aufgeben. Ausserdem fordern sie grössere Wohnungen, da ihnen die Trennung in 880 KByte-Wohnblöcke nicht zusagt.
    Die meisten wären mit einer 40 MByte-Festplatte zufrieden, obwohl auch Forderungen nach 60 oder gar 80 MByte bei gleichen Lohnabzügen laut wurden.

    Vorgeschlagen wurde die Hardcard-Lösung, um den Weg zur Arbeit möglichst kurz zu halten, wobei auch hier die Meinungen auseinandergehen, ob nicht besser das Kickstart-Fundament renoviert werden sollte, um eine resetfeste RAM-Disk für Uebernachtungen während des Wochenendes einrichten zu können.
    Als Bezeichnung für das zu renovierende Kickstart-Fundament wurde 'V 1.3' vorgeschlagen. - 'V' für Viktory und - '1.3', da 13 schon immer als Glückszahl für bahnbrechende Neuerungen verwendet wurde.

    Heftig diskutiert wird auch über den geplanten Anbau einer AT-Karte, wobei die Bits und vor allem die Langwörter für eine 68020'er-Karte wären, da damit die Forderung nach dem 32-Bit-Datenbus zumindest zum Teil erfüllt würden.
    Der Prozessor jedoch, auf dessen Urteil am meisten Wert gelegt wird, ist verständlicherweise gegen jegliche Art von Coprozessoren, weil er seine Vormachtstellung gefährdet sieht.

    Doch während bei all diesen Streikforderungen mehr materielle Bedürfnisse im Vordergrund stehen, berichten unsere Korrespondenten von einer ganz anderen Angst, die vielen Bits und Bytes die Kehle zuschnürt wenn sie im Dunkeln flüsternd von der 'anderen Seite' sprechen, meinen sie damit das grauenumwitterte NIL-Device.
    Zu tief sitzt die Erkenntnis, dass bis jetzt kein einziges Bit jemals aus dieser furchterregenden Adresse zurückgekehrt ist.
    Der Prozessor erklärte jedoch, dass das "NIL"-wana, wie es oft spöttisch genannt wird, so etwas wie ein Altersruhestand sei, und die dort lebenden Bits und Words von sich aus nicht zurückkehren wollen, da die sozialen Bedingungen dort so gut seien.
    Eine Besichtigung wurde trotzdem abgelehnt, da sonst ein rapides Ansteigen der Zahl der Frührentner befürchtet wurde.

    Für Panik sorgte unter den im laufenden Arbeitskampf befindlichen ein neuer Schock - ein schon lange schwelender Streit scheint nun in neuer, ungekannter Härte aufzubrechen: PAULA und GARRY versuchen noch, die aufgebrachte, fette AGNUS zu beruhigen.
    Doch selbst die Schlichtungs- versuche von DENlSE scheitern an dem Hass vom AGNUS auf den Copper.
    Sie, besser gesagt ihr Blitter, ist auf den Copper unheimlich eifersüchtig, obwohl der Blitter praktisch noch nie ausserhalb des Betriebssystems benutzt wurde.
    Nach einem Gespräch mit GARY scheint sich diese These zu erhärten, obwohl doch eine CIA meinte, dass das zweite Laufwerk für die fehlenden DMA-zyklen zur Verantwortung gezogen werden konnte.
    Dieses stritt die Behauptung jedoch mit einem lauten Bump und dem damit verbundenen Eintritt in den Vorruhestand ab.

    Die einst geeinten Kämpfer haben sich in teilweise erschütternden Debatten in kraftlose,leicht zu zermürbende Splittergruppen zerstreut.
    Die letzten internen Einigungsversuche des Hauptprozessors scheiterten kläglich an den egoistischen Einzelforderungen der anderen Bausteine.
    So unterstützt DENISE zum Beispiel die Forderung ihrer intimen Freundin PAULA, indem sie den User durch unregelmässiges Falschstellen ihres Mauszeigers zum Wahnsinn treibt.
    Dabei geht es den beiden Klatschtanten nur darum, dass PAULA für ihre Diskettenarbeit mehr als die bisher üblichen 2 Taktzyklen pro Bildschirm-Zeile bekommt.
    Dabei hat die äusserlich durchaus ansprechende DENISE noch ganz andere Sorgen: wegen ihrer sinnlichen Schönheit ist sie bei fast allen Bits und Bytes beliebt wie kein anderer Baustein. Deswegen kam es jetzt zu ersten Protestkundgebungen der Fast-RAM-Bits, die ja wegen ihres weit entfernten Arbeitsplatzes im Fast-RAM nicht einmal eine Chance auf Kontakt zu DENISE haben.
    Ihr einziger Gesprächspartner ist der Hauptprozessor, doch mit seinen oft nur sachlich kurz angebundenen Anweisungen jegliche Emotionen im Arbeitsklima verhindern will.
    Umso grösser ist daher das Bedürfnis der einsamen Fast-RAM-Bits nach einer warmherzigen, verständnisvollen und auch erotischen Gesprächspartnerin, weshalb sie jetzt durch eine Unterschriftensammlung mit der Forderung nach einem erweiterten Chip-RAM oder, zumindest einer kurzzeitigen Verlegung dorthin den Prozessor unter Zugzwang gesetzt haben.

    Doch dieser Konflikt der arbeitenden Masse ist nichts gegen den jetzt offen tobenden Kampf der Giganten Blitter und Copper: Der Verdacht des unheimlich eifersüchtigen Blitters, dass der Copper insgeheim vom Betriebssystem bevorzugt wird, hat sich jetzt in einem neuen Skandal bestätigt.
    Das zwielichtige Datenregister D6 brachte mit seinem Bericht ber einen unangemeldeten, vertuschten Straffall im 68000er die Wut der beiden Rivalen zum Ueberkochen: D6 behaubtet, dass der Prozessor beim aufruffen des Blitters mehrfach einige Bits des Programmcounters zu früh in die Mittagspause geschickt habe und somit zum wiederholten Male den Programmablauf zugunsten des Coppers beinflusst habe! Einmal soll das gerade laufende Programm durch den Adressierungsfehler sogar statt in ClipBlit in UCopperListInit, also zum Copper statt zum Blitter verzweigt worden sein.
    Als der Blitter das erfuhr, entschloss er sich wutentbrannt zum Gegenschlag: Mit dem Versuch, den DMA-Controller zu bestechen und somit den Copper kaltzustellen, weil er, sobald die Gelegenheit da ist, die Herrschaft übernehmen wollte.

    Ebenso um seine eigene Herrschaft über das System muss der 68000er Prozessor bei den Plänen seines eigenen ALU (Arithmnetic Logic Units) bangen.
    Denn das ALU setzt sich für die Aufsockelung eines 68881-Prozessors ein, der dem ALU die Arbeit abnehmen könnte, dem der
    680 00er aber viele seiner jetzigen Kompetenzen abtreten müsste.

    In all diesen Unruhen erreichte die Konzernleitung eine Petition von Amnestyinternational: AI sieht in der ausnahmslosen Ausmerzung einiger Audio-Bits durch den Tiefpassfilter eine schwere Verletzung der Menschenrechte und fordert dessen sofortige Abschaltung sowie eine Verurteilung der Verantwortlichen.
    Auch die UNO prangert Menschnenrechtsverletzungen an.
    Allerdings in einem anderen Zusammenhang.
    Zum einen bittet der Bevollmächtigte in seinem Brief um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Tastatur-Bits.
    Erst müssen sie, wie er schreibt, im Akkord durch das serielle Kabel hetzen, um dann lange Wartezeiten an der Grenze zur parallelen Schnittstelle in Kauf zu nehmen.

    Zum anderen weist er auf einen Vertragsbruch hin.
    Denn auch dieses AMIGA-System war Unterzeichner im Vertrag von Wanne-Eickel, bei dem es um die Abschaffung der Kinderarbeit ging.
    Doch was ist denn die brutale Hetze der kleinen Millisekunden-Bits in der Uhr anderes, wenn man sie mit der gemächlichen Arbeit der grossen Stunden-Bits vergleicht? So wird die Lage in unserem AMIGA durch zahllose Intrigen und Machtkämpfe immer hoffnungsloser.
    Der Zusammensturz scheint unabwendbar, der nächste Guru freut sich schon...


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